Ems-Zeitung vom 06.01.2022:
"Eine Stunde Vögel zählen"
Eine Stunde Vögel zählen
Wie ist es um die Vogelwelt in unserer Region bestellt? Antworten auf diese Frage soll die Aktion „Stunde der Wintervögel“ liefern, bei der jeder mitmachen kann.Eine
Stunde lang Vögel am Futterhäuschen im heimischen Garten, auf dem Balkon oder in einem Park zählen und sie dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) melden – das ist der Kern der Aktion, die in diesem
Jahr von heute bis Sonntag, 9. Januar, stattfindet. Die Organisatoren sprechen vollmundig von „Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion“. Von einem ruhigen Beobachtungsplatz aus wird von
jeder Art die höchste Anzahl Vögel notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig zu sehen ist. Am einfachsten zu beobachten seien Vögel an Futterhäuschen, -säule oder Knödelspendern im Garten oder
auf dem Balkon. Die Beobachtungen können per App unter nabu.de/vogelwelt oder unter nabu.de/onlinemeldung bis zum 17. Januar gemeldet werden. Zudem ist für telefonische Meldungen am 8. und 9. Januar
jeweils von 10 bis 18 Uhr die kostenlose Rufnummer 0800 1157115 geschaltet. Weitere Info, darunter auch Zählhilfen, gibt es ebenfalls unter nabu.de. Ziel der Aktion ist es laut Nabu, ein sowohl
deutschlandweites als auch regional möglichst genaues Bild von der Vogelwelt in Städten und Dörfern zu erhalten. Dabei gehe es nicht um exakte Bestandszahlen aller Vögel, sondern vielmehr darum,
Häufigkeiten und Trends von Populationen zu ermitteln.Damit dies repräsentativ ist, sollen die Populationsdaten über mehrere Jahre verglichen werden. So würden neue Kenntnisse zur Entwicklung
einzelner Vogelarten sowie zu regionalen Unterschieden gewonnen. Die bisherigen Aktionen zeigten, dass immer mehr „klassische Zugvögel“ auch im Winter in heimischen Gefilden bleiben. Meteorologisch
zwar da, lässt der Winter mit Frost oder gar Schnee in der Region bislang noch weitgehend auf sich warten. Vögel finden Naturschützern zufolge zurzeit dennoch nicht ausreichend Nahrung in Wald und
Flur.Jan Schürings vom Nabu Ostfriesland geht deshalb davon aus, dass es zur „Stunde der Wintervögel“ viel zu beobachten gibt. „Vögel kommen häufiger auf Nahrungssuche in unsere Gärten, wenn das
Angebot in den Wäldern knapp ist“, erklärt Schürings in einer Pressemitteilung.Nach seinen Worten ist in den vergangenen Wochen ein starker Durchzug von Bergfinken, Eichelhähern und Ringeltauben
registriert worden. „Die Vögel ziehen aus Nord- und Osteuropa nach Süden und Westen – also auch zu uns nach Deutschland. Das tun sie vermehrt, wenn es beispielsweise nicht genügend Bucheckern oder
andere Baumfrüchte im Brutgebiet gibt“, so Schürings.Vögel füttern, aber richtig: Schürings empfiehlt, mit der Fütterung vor dem ersten Schnee zu beginnen, „damit sich die Vögel an den Platz
gewöhnen“. Tipps zur Fütterung unter dem Motto „Wer frisst was?“ gibt der Naturschutzbund unter nabu.de/vogelfuetterung und nabu.de/snackbar. Vom Füttern profitierten eher weniger bedrohte Arten,
betont Schürings. Er rät: „Wer Vögel schützen möchte, sollte Garten und Balkon naturnah gestalten und beispielsweise heimische Sträucher pflanzen, wie Holunder und Schlehe. Abgeblühte Samenstände von
Stauden und anderen Blühpflanzen sollten über den Winter als natürliches Vogelfutter stehen gelassen werden.“ Vögel fühlten sich wohl, wenn im Garten etwas Wildnis zugelassen wird. „Und ganz wichtig:
Gift und Kunstdünger sollten tabu sein.“ Weitere Tipps für einen vogelfreundlichen Garten gibt es unter nabu.de/vogelgarten. Sie können sich mit Unterrichtswiederbeginn vom 10. bis 14. Januar an der
„Schulstunde für Wintervögel“ beteiligen. 5 Euro kostet ein Aktionspaket für Schulklassen, bestehend aus Begleitheft, Meldebögen, Poster, Zählhilfen und Vogel-Leporellos. Interessenten schicken einen
Umschlag mit einem 5-Euro-Schein unter Angabe der Empfängeradresse an NABU Niedersachsen, Stichwort: „Schulstunde“, Alleestraße 36, 30167 Hannover. Im Januar 2021 beteiligten sich laut Nabu
deutschlandweit mehr als 236 000 Menschen an der Vogelzählung. Es gingen Meldungen aus 164 000 Gärten und Parks ein. Häufigster Wintervogel war der Haussperling vor Kohlmeise und
Feldsperling.